
Digitalis
Studienarbeit
Lady Di und der Neue Fotograf
Freie Studienarbeit zu den veränderten Arbeitsbedingungen eines Fotojournalisten im aufkommenden digitalen Zeitalter und der damit einhergehenden Auflösung der Authentizität der Fotografie am Beispiel der tagesaktuellen Berichterstattung.

Der Auslöser für das Thema der Studienarbiet war die Vorstellung einer neuen Bildaufzeichnungstechnik auf der Photokina 1986 in Köln. Die neue Technik der digitalen Bildaufzeichnung hat eine grundlegende Veränderung des Fotojournalismus in Gang gesetzt.
Die theoretische Arbeit entstand im Wintersemester 1987/88 an der Fachhochschule Dortmund. Sie wurde Grundlage und Ausgangspunkt für den Zyklus DIGITALIS, in dem - in verschiedenen Serien - die langsam voranschreitende Auflösung der Authentizität der Fotografie thematisiert ist.
links: Ausschnitt aus Studienarbeit von 1987/88
"Der Neue Fotograf ... lässt sich mit einem elektronischen Bildarchiv verbinden. Dort findet er Lady Di, Prinz Charles, den Dom, und genügend Publikum, um sich sein Ereignis völlig synthetisch herzustellen. Die Herstellung einer vermeintlichen Wirklichkeit ist wieder perfekt. Eigentlich braucht Lady Di gar nicht mehr am Ort des Geschehens zu erscheinen.
Das digitale Bild erscheint in der Zeitung, ob es belassen, leicht verändert wurde oder aber völlig synthetisch ist, bleibt unwichtig. Das veröffentlichte Endprodukt unterscheidet sich scheinbar nicht wesentlich von einem konventionellen Foto, doch eines geht verloren: die Gewissheit, so und nicht anders ist es gewesen."
Quelle: Lady Di und der Neue Fotograf, Bernd Arnold, Köln 1988, S.17
Hier geht es zum vollständigen Text der Studienarbeit
rechts: Lady Di und Prinz Charles in Köln am 3.11.1987 Druckvorlage für Kölner Stadt-Anzeiger und SW-Negativ mit eingeschnittener Kerbe zwischen der Perforation



Folgend: Original der Studienarbeit
Vollständiger Text der Studienarbeit
links: Kölner Stadt-Anzeiger vom 4.11.1987, Seite 1
Foto © Bernd Arnold



















Fotojournalismus und der Verlust der Authentizität
2019 - rund 32 Jahre später – zeigt sich, dass im Zuge der Digitalisierung in den nächsten Jahrzehnten die Bewusstseinsveränderung, mit der Fotografien bzw. Bilder rezipiert werden, weiter voranschreiten wird.
Die grundlegende Veränderung des Fotojournalismus ist noch nicht abgeschlossen. Die Fotografie nähert sich auf unterschiedlichen Ebenen der Malerei an. In gleichem Maße geht die Authentizität einer der Fotografie verloren. Die Zeitmaschine in die Vergangenheit, die durch die Erfindung der analogen Fotografie möglich gemacht wurde, wird nach und nach durch jede neue digitale Erweiterung in ihre Einzelteile zerlegt und verschwindet in einem Nebel der unendlichen Möglichkeiten. Was von diesem Zeitfenster bleibt, sind Artefakte bzw. Fotografien in physischer Form. Fotoabzüge, Negative, Zeitschriften und Fotobücher sind die zukünftigen Zeugnisse einer Vergangenheit, die sich mit den Worten so-ist-es-gewesen lesen lassen (können).
In der neuen Arbeit So habe ich es gesehen von 2021/22 sind in einem Essay die Veränderungen der letzten 30 Jahre umrissen und mit einem Ausblick versehen. Dort finden sie auch eine Bildserie über Bundestagswahl 2021 in der die im Text angesprochen Möglichkeiten der digitalen Konstruktion von Ereignissen umgesetzt sind. Und zuletzt stellt sich die Frage: Was ist eine Dichografie?
Bild oben und rechts: Dichografien 2019
